Vorsitzender der Mainzer CDU setzt LGBTQIA* mit Nationalsozialisten gleich

Unter einem Tweet von Julian Reichelt, dem ehemaligen BILD-Chefredakteur fand sich am Dienstagmorgen ein Kommentar[1] von Thomas Gerster, Vorsitzender der Mainzer CDU, der nicht nur den Holocaust verharmloste, sondern auch Menschen, die LGBTQIA* sind, mit den Nazis und dem nationalsozialistischem Regime auf eine Stufe stellte.

„Es ist sehr bedauerlich, dass Thomas Gerster sich von der ‚Intersex Inclusive Pride Flag‘ so bedroht fühlt, dass er denkt, das Dritte Reich kommt wieder“,

kommentierte Stefanie Gorges, stellvertretende Kreisvorsitzende der Mainzer GRÜNEN.

Stein des Anstoßes für Julian Reichelt war das Hissen der ‚Intersex Inclusive Pride Flag‘ vor dem Bundesfamilienministerium in Berlin. Thomas Gerster kommentierte: „Man hat schon einmal schwarz-rot-gold durch andere Farben ersetzt. Auch damals war das Ziel die Durchsetzung einer eigenen Weltanschauung. Spoiler: Es ging nicht gut.“ Die Mainzer GRÜNEN werten diese Aussage als Verharmlosung des Holocaust und als eine Gleichsetzung von LGBTQIA* mit der faschistischen Naziregierung.

„Das ist besonders perfide, weil im Dritten Reich LGBTQIA* auf staatliches Geheiß verfolgt und ermordet wurden“,

erläuterte Stefanie Gorges weiter. Christin Sauer, Vorsitzende der Mainzer GRÜNEN ergänzte:

„Das steht im krassen Gegensatz zum inklusiven Ansatz der LGBTQIA*-Szene, auch der Mainzer-Szene, die eben gerade darauf hinarbeitet, dass Menschen aufgrund ihrer sexuellen, geschlechtlichen Orientierung oder Identität eben nicht mehr verfolgt, bedroht oder ermordet werden. Thomas Gerster leistet hier aber gute Vorarbeit für Menschen, die sich berufen fühlen, LGBTQIA* und deren rechtliche Gleichstellung zu bekämpfen.“

Die weitere Argumentation von Thomas Gerster, dass unter der bundesdeutschen Flagge Toleranz großgeschrieben wird[2], widerlegt die faktische staatliche Verfolgung von Männern unter dem § 175 bis 1994 oder dem Entzug des Sorgerechtes von lesbischen Müttern. Die Landesregierung hat diese Diskriminierung und Verfolgung in zwei Studien aufgearbeitet[3].

Stefanie Gorges:

„Wir hoffen sehr, dass die Mainzer CDU dieses Thema nun intern diskutiert. Ebenso werfen diese Äußerungen nun auch noch mal ein ganz anderes Licht auf das Fernbleiben der CDU bei den Kundgebungen gegen die NSP am 16.07. in Mainz und zwei Wochen später relativiert ihr Vorsitzender den Holocaust indem er LGBTQIA* mit Nazis gleichsetzt.“

Hintergrund:

LGBTQIA*: Die aus dem englischen stammende Abkürzung LGBTQIA* steht für die englischen Worte: lesbian, gay, bisexual, transgender/transsexual, queer/questioning, intersex, asexual. Übersetzt heißen die Begriffe: lesbisch, schwul, bisexuell, transgender/transsexuell, queer/fragend, intersexuell, asexuell. Das * (manchmal auch +) dient als Platzhalter für weitere Geschlechtsidentitäten.


[1] https://twitter.com/MainzAltstadt/status/1551797640333066242, abgerufen am 26.07.2022 um 09:42 Uhr.

[2] https://twitter.com/MainzAltstadt/status/1551831332157800448, abgerufen am 26.07.2022 um 10:07 Uhr

[3] https://mffki.rlp.de/fileadmin/MFFJIV/Publikationen/Vielfalt/MFFJIV_BF_Kurzfassung_Forschungsbericht_Sorgerecht_RZ_14012021_bf.pdf, Eine historische Studie über rechtliche Folgen einer Scheidung für Mütter mit lesbischen Beziehungen und ihre Kinder in Westdeutschland unter besonderer Berücksichtigung von Rheinland-Pfalz (1946 bis 2000), abgerufen am 26.07.2022 um 10:03 Uhr.

https://mffki.rlp.de/de/themen/vielfalt/rheinland-pfalz-unterm-regenbogen/queere-geschichte/ausstellung-verschweigen-verurteilen/, abgerufen am 26.07.2022 um 10:05 Uhr.